Während die große Herde bereits die Almluft genießt, sind noch zwei Kühe mit Kälbern zuhause. Die kranke Stella mit ihrem Kalb und Emilia mit dem letzten Mädel, das geboren wurde. Emilia und ihrem Kalb Mini Emi geht es gut, und eigentlich hätte sie schon auf die Alm gekonnt, aber da wir noch Stella mit ihrem Kalb zuhause haben, ist auch Emilia mit Baby bisher hier geblieben. Der Plan wäre, dass wir sie gemeinsam mit der anderen Kuh raufbringen, wenn sie fit genug ist.
Doch was hat es mit der kranken Stella auf sich? Vor zwei Wochen hatte sie kaum gefressen und die Geburt stand kurz bevor. Der Tierarzt kam, weil mein Mann merkte, dass etwas nicht stimmte. Er sollte recht haben – die Gebärmutter war verdreht und das Kalb konnte nicht zur Welt kommen. Zum Glück konnte der Tierarzt innerhalb weniger Minuten die Gebärmutter wieder zurückdrehen und weitere fünf Minuten später war das Kalb geboren – ein hübsches gesundes Mädel. Es ging alles noch gut.
Am nächsten Tag hatte Stella immer noch kaum gefressen. Wieder kam der Tierarzt und diagnostizierte Milchfieber – ein schwerer Kalziummangel, der bei Kühen auftritt, wenn die Milch einschießt. Normalerweise ist dies in der Milchviehhaltung häufiger, selten in der Mutterkuhhaltung. Wir hatten diesen Fall zum Beispiel noch nie. Stella bekam also eine Infusion, doch besser wurde es nicht. Der Tierarzt war schon Stammgast am Hof. Eine Entzündung der Gebärmutter kam noch dazu. Wieder Medikamente und das Hoffen auf Besserung. Insgesamt versuchen wir nun seit zwei Wochen die Kuh zu behandeln, doch die Milch für das Kalb wird immer weniger. Seit drei Tagen füttern wir es deshalb mit Pulvermilch, damit es nicht verhungert. Mittlerweile haben wir Blutwerte und hoffen, dass es nun endlich bergauf geht. Leider kamen da wohl gleichzeitig mehrere Baustellen zusammen.
Da wir für das Kalb reagieren müssen, das nun gefüttert werden muss, haben wir uns um einen Platz umgesehen, wo es entsprechend versorgt wird. Da unsere Kühe ja dann alle auf der Alm sind und wir das Kalb alleine hier am Hof versorgen müssten, ist diese Entscheidung notwendig geworden. Sie ist nicht leicht gefallen, doch heuer müssen wir noch von ein paar Tieren Abschied nehmen. Das wussten wir, als wir mit diesem Projekt gestartet sind, doch wir sehen positiv in die Zukunft, wo wir nicht mehr die Qual der Wahl haben müssen. Wo wir einfach nur mehr die Kühe haben, die lebenslänglich bei uns leben dürfen.
Solche Fälle sind übrigens für Landwirte wirtschaftlich gesehen nie leicht. Die Tierarztkosten belaufen sich mittlerweile auf rund 400 € und je nach weiteren Verlauf können die Kosten noch steigen oder man kann im schlimmsten Fall auch noch die Kuh verlieren. Dann noch die separate Versorgung des Kalbes … Als Landwirt ist man auch Geschäftsmann, und ich denke, dass dies bei vielen den Druck erhöht. Wir hoffen, dass dieser Druck zumindest bei uns wegfällt, wenn wir ab nächstes Jahr keine Kälber mehr bekommen.