Der dritte Winter als Lebenslängliche ging ohne gröbere Vorkommnisse von statten. Die Rinder hielten sich am liebsten draußen an der frischen Luft aus – die Wintertemperaturen machten ihnen dank des dicken Fells nicht allzu viel aus. Hatte es mal starke Minusgrade und kalten Wind, dann konnten sie in den Stall, der mit Plastikvorhängen an den Durchgängen geschlossen war. So konnten leichte Plusgrade im Stall meist gut gehalten werden.
Die Wohlfühltemperatur bei Rindern liegt bei 5-15 Grad. Somit ist ihnen die Winterzeit ganz angenehm. Durch den Stallumbau konnten sie zudem ihren Bedürfnissen ganz gut nachgehen und sich stundenlang auf der Strohmatratze ausruhen, sich von der elektrischen Kuhbürste durchkratzen lassen oder einfach nur in der Sonne herumstehen. Was für ein schönes Leben!
“Bemerkt ihr bei den Rindern einen Unterschied?”, werden wir oft gefragt. WIR sind der Unterschied, und ja, das merkt man. Man geht ganz anders in den Stall, man arbeitet ganz anders am Hof, die Tage vergehen viel friedvoller. Es ist ein neuer Lebensabschnitt – Abschiede fallen weg, Geburten gibt es nicht mehr, es findet kein Wechsel in der Herde statt, das Leben nimmt seinen ruhigen Gang.
Ob wir etwas bereuen? Nur, es nicht schon früher gemacht zu haben. Doch es brauchte einfach Zeit, sich einzugestehen, dass etwas nicht richtig läuft. Vorher rennt man mit Scheuklappen durch die Gegend und plappert nach, was man gesagt bekommt. Dann fallen sie ab und man verändert den Blick. Der Horizont erweitert sich. Es ist wie ein Blick durch die Tür – vom Dunkeln ins Helle.
(Whitey ist das Model heute für die schöne Metapher.)