Aktuell sieht man auf Social Media-Plattformen öfters Angebote zum “Kuh-Kuscheln”. Die positiven Eigenschaften und Wirkungen der Rinder haben nicht nur Lebenshöfe für sich entdeckt, sondern auch Nutztierhöfe. Abseits von Milch oder Fleisch werden Rinder zum Entspannen vermarktet. Was an und für sich toll klingt, wird von uns (und auch anderen Lebenshöfen) teils kritisch beobachtet. Warum? Das erklären wir hier.
Grundsätzlich ist die Idee toll, dass man Rinder kennenlernen kann und erfahren kann, wie sanfte Wesen sie eigentlich sein können. Rinder strahlen sehr viel Ruhe aus und können mit ihrem Wiederkäuen fast einen meditativen Zustand beim Menschen hervorrufen. Was kritisch zu betrachten ist, ist dieses Anbieten von “eine Stunde Rind-Kuscheln á xy Euro”. Es erweckt beim Menschen eine Erwartungshaltung – er kommt hin und kann jetzt eine Stunde mit dem Rind entspannen. Aber was, wenn es gerade nicht passt? Was, wenn die Herde oder dieses spezielle Rind eigentlich keine Lust zum Kuscheln hat? Eine Erwartung kann dann nicht erfüllt werden und die Bedürfnisse des Rindes können nicht geachtet werden. Immerhin ist ein Rind oder generell ein Tier kein Kuscheltier, das auf Abruf zur Verfügung steht. Wir wehren uns dagegen, als Lebenshof als Streichelzoo gesehen zu werden. Besuchen und Beobachten – ja, jederzeit sehr gerne. Aber alles darüber hinaus (kuscheln, streicheln, hinsetzen, …) kann passieren, aber kann genauso auch nicht möglich sein, weil es einfach gerade nicht passt. Wenn auf der Weide gerade die ganze Herde am Grasen und in Bewegung ist, kann ich nicht jemanden reinschicken zum Kuscheln oder Streicheln. Das ist viel zu gefährlich. Im Stall sowieso nicht, weil immer die Gefahr besteht, dass ein anderes (ranghöheres) Rind kommt und das Rind, das gerade vielleicht gestreichelt wird, vertrieben oder aufgescheucht wird.
Um gefahrlos ein Rind streicheln zu können, müssten wir folgendermaßen vorgehen: eines unserer Rinder wo in einem Liegebereich separieren, warten, bis es so entspannt ist, dass es liegt, und dann kann man eine Person zum Kuscheln reinlassen. Ob das der Sinn und Zweck ist, Rinder in irgendeiner Form zu vermarkten, bezweifeln wir.
Kritisch zu betrachten ist auch, wenn “Kuh-Kuscheln” auf Nutztierhöfen angeboten wird. Allesesser kommen dorthin, um eine Kuh zu kuscheln, weil es so entspannend und meditativ ist (“So toll wie Yoga.”), gehen dann nach Hause, essen Rinderbolognese oder Burger, während die Kuh gemolken und das Kalb getötet wird. Wo bleibt da die Achtung und der Respekt den Rindern gegenüber? Irgendwie passt das nicht zusammen.
So weit unsere Gedanken dazu. Wenn es passt, genießen wir das Kuscheln mit Rindern sehr. Ein paar sind dabei, die so eine Nähe mögen – zum Beispiel Cookie und Anouk. Auch Besucher kamen schon in den Genuss, bei einem unserer Rinder zu sitzen und zu KUHscheln. Einfach, weil es in diesem Moment gerade gepasst hat. Ohne Bezahlung, ohne Angebot, ohne Zwang.