Für die Gesundheit eines Rindes spielen die Klauen eine große Rolle. Lange hatten wir mit Klauen keine Probleme, im Gegenteil, durch unsere damalige Anbindehaltung waren die Klauen sehr trocken, fest und robust. Einen Klauenpfleger brauchten wir äußerst selten maximal bei einer Verletzung oder Entzündung. Fast alle der älteren Rinder waren in ihrem Leben noch nie auf einem Klauenstand.
Mit dem Umbau von Anbindestall auf Offenstall änderte sich dies – vor allem im Herbst und Winter war der Tierarzt zum Teil mehrmals pro Monat hier, weil eine Kuh eine Klauenentzündung hatte und Antibiotika und Schmerzmittel brauchte. Dadurch, dass die Klauen durch die offene Stallhaltung mehr mit Mist und Feuchtigkeit zu tun haben und weicher werden, sind sie anfälliger für Verletzungen und Entzündungen. Eine komplett trockene Haltung, wie zuvor an den Anbindeständen, ist nicht möglich, da Rinder überall “hinmachen” und dadurch immer wieder mit den feuchten Kuhfladen in Berührung kommen.
Aus diesem Grund suchten wir letztes Jahr nach Möglichkeiten, zumindest selbst reagieren zu können, wenn sich ein Rind etwas eingetreten hat oder es eine Wunde gibt, in die ein Keim eindringen kann. Wir versuchten zuerst einen Klauenstand, in dem die Rinder stehen und das Bein hochheben müssen, doch das war bei unseren ungeübten Rindern keine Lösung. Sie randalierten zu sehr ob der ungewohnten Situation, und wenn es “was Gröberes” gab, musste erst recht ein externer Klauenpfleger mit Kippstand her. Also tauschten wir den Klauenstand gegen einen Kippstand und hatten endlich eine schonende Möglichkeit, schnell und weitestgehend stressfrei die Klauen zu behandeln.
Mitte September absolvierte Josef zudem einen Klauenpflegekurs und kann nun zumindest alle “Grunderkrankungen und -verletzungen” selbst behandeln. Wir sind somit wieder ein Stückchen unabhängig.
Der erste Einsatz in diesem Herbst war dann sogleich Hinkebein, die ein geschwollenes Bein am unteren Gelenk hatte und hinkte. Ab auf den Klauenstand und schon geht die Maniküre und Problemsuche los. Schnell zeigte sich ein kleines Loch an der Klaue, durch das ein Bakterium in das Bein vordringen konnte. Josef reinigte alles und legte das Loch zu gut es geht frei, damit allfälliges Blut oder Eiter abfließen kann. Die Wunde kann nun von selbst heilen. Gegen die Entzündung bekam Hinkebein kurz darauf vom Tierarzt noch Antibiotika, Schmerzmittel und Entzündungshemmer. Und nach drei Tagen Schonung war sie wieder ganz die alte und kam wieder zurück zur Herde auf die Weide.