Mit dem Entschluss, vom Mutterkuhbetrieb auf Lebenshof umzustellen, wussten wir, dass wir uns im Herbst noch ein letztes Mal von jenen Kälbern und Kühen verabschieden müssen, die regulär zur Mast oder zum Schlachthof verkauft worden wären. Wir haben im Winter nur für 20 Kühe Platz, deshalb ist dieser Schritt unumgänglich!
Nun war es so weit – die ersten Tiere sollten abgeholt werden. Oldie, die älteste Kuh am Hof, und ihr Kalb hatten einen Platz auf einem Gnadenhof gefunden. Mit dabei auch zwei Stierkälber – jene von Hedy und Pünktchen.
Um die Kälber möglichst schonend zu entwöhnen, haben wir die drei Kühe mit den Kälbern in den Stall gestellt und nebeneinander angebunden. So ist es am einfachsten, damit die Kälber die Scheu vor Menschen verlieren, den menschlichen Umgang kennenlernen. Sie lernen die Stallarbeit kennen und werden aus der Hand mit Leckerlis gefüttert. Über den Sommer auf der Alm ohne direkten menschlichen Kontakt sind viele der Kälber, die zuvor auch schon eher zurückhaltend waren, sehr scheu geblieben. Im Stall können die Kälber zudem direkt neben den Mamas sein, jedoch nicht mehr trinken. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass dies die beste und stressfreieste Lösung für alle ist. Nach ein paar Tagen ist der Umgang mit den Kälbern bereits viel besser. Auch für die neuen Besitzer ist dies praktischer, da sie nicht komplett scheue Kälber bekommen. Zwischendurch gibt es auch mal Auslauf.
Am Freitag den 2. Oktober war es dann so weit – der große Transporter kam, um Oldie und die drei Kälber abzuholen. Durch die “Sozialisierung” in den vorangegangenen Tagen war es recht einfach, die Kälber auf den Anhänger zu verladen. Oldie machte ebenfalls keine Probleme und warf ein achtsames Auge auf ihre drei Schützlinge. Die vier sind in ihrem neuen Zuhause gut angekommen und dürfen ihr Leben nun auf einem Gnadenhof in Oberösterreich verbringen.
Hedy und Pünktchen waren relativ ruhig, nachdem die Kälber weg waren. Normalerweise rufen sie nach plötzlichen Trennungen bis zu drei Tage fast ununterbrochen. Auf diese Weise lief es jedoch viel ruhiger ab und die beiden kamen kurz darauf zu den anderen auf die Weide. Für die beiden kann nun offiziell die Pension beginnen 🙂
PS: Als Hedy im Stall war, war übrigens auch der Tierarzt da, weil sie kahle juckende Stellen an den Augen hat. Hedy hat einen Parasitenbefall und bekam ein Mittel dagegen. Nun juckt es nicht mehr und die Haare wachsen dort schon wieder nach.